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„Guter-Hirte-Sonntag“, so wird der 4. Sonntag der Osterzeit gerne genannt. Im Evangelium nach Johannes 10, 1-10 können wir lesen, wie Jesus sich selbst als „Guten Hirten“ bezeichnet.

Oft schon habe ich von Menschen gehört: „Im Bild vom „guten Hirten“ fühle ich mich nicht ganz wohl.“ Das verstehe ich. Ich möchte auch kein ängstliches Herdentier sein, das dem Hirten grasend, ja blind hinterher läuft. Kein Schaf, das zwar genügsam ist, aber auch ein bisschen dumm. Ich will nicht auf einen Hirten angewiesen sein, der weiß, wo`s langgeht.

Beim genauen Lesen und Nachdenken des Evangelums fällt mir auf: Der Hirte hat für die Schafe einen Stall gebaut – für die Nacht und unwirtliches, raues Wetter. Weil er bemerkt, dass seine Tiere schutzbedürftig sind. Schutz und Geborgenheit für die dunklen und unwirtlichen Tage meines Lebens. Das tut gut, das gefällt mir!

Und der Hirte sperrt sie nicht in die schützende Behausung ein, sondern er führt sie durch die Tür hinaus ins Weite, wenn es Zeit ist. Enges, in Watte gepacktes Leben ist nicht sein Ideal. Pures Leben, das ist es, was er für mich will!

Er führt weder eine knallende Peitsche noch einen bellenden Hirtenhund. Zwang und Strafe sind nicht sein Markenzeichen, sind also Tabu. Respekt vor der freien Entscheidung ist oberstes Gebot. Seine freundliche Stimme hat Fremde zu Vertrauten gemacht. Nur deshalb folgen sie ihm. Vertrauen seiner Stimme, vertrauen ihm.

Er steigt nicht in der Nacht durchs Fenster: Der gute Hirte macht keine Angst. Er schleicht sich nicht an, er trickst nicht, er spielt kein doppeltes Spiel mit mir.

Der gute Hirte macht keinen Stress und keinen Druck. Er passt sich dem Tempo der Tiere an. Er kann warten. Aber er ist beharrlich. Um jeden Preis will er ihre Freundschaft gewinnen. Bis zur Hingabe seines Lebens. Beim genauen Hinsehen, lesen und meditieren des Evangeliums bekomme ich nach und nach ein gutes Gefühl. Jetzt bin ich sicher: Diesem Hirten will ich folgen, nicht nur heute.

Viel Spaß beim Folgen wüncht

Pfarrer A. Kycia

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