Die Erde stöhnt
- ein Umweltpsalm -
Gepriesen bist Du Ewiger,
Schöpfer der Tage und Nächte,
Licht und Dunkel wechseln sich ab
in ewigem Rhythmus.
Dein Licht zeigt sich reich
und in vielen Facetten,
bunt ist die Palette der Farben,
die du verwendest.
Das sanfte Morgenrot
kündet den Aufgang der Sonne,
sie löst es ab mit ihrem
gold-feurigem Glanz.
Das Dunkel der Nacht entweicht,
der Tag erwacht,
alles recht sich
der wärmenden Sonne entgegen.
In verschiedenem Grün leuchten
deine üppigen Landschaften,
dunkel die artengemischten Wälder,
heller die grasbedeckten Wiesen.
Die Felsen der Gebirge türmen sich
in schroff-kantigem Grau,
von weißem Schnee bedeckt funkeln hell
die höchsten Gipfel.
Mit ewiger Phantasie hast du
unsere Welt prächtig gestaltet,
die Farben des Regenbogens spiegeln sich
im Werk deiner Hände.
Im Meeresblau deiner gewaltigen Ozeane,
deiner Flüsse und Seen,
tummeln sich Fische, vielfarbig,
gekleidet in glitzernde Schuppen.
Bunt explodiert die Natur
in der Frische des Frühlings,
wenn die Blätter sich färben
füllt bunt sie die Herbstkörbe der Ernte.
Unübersehbar ist die Vielfalt
deiner reich gestalteten Schöpfung,
sprachlos staunt alle Welt,
das ist ihr wortlos-stilles Gebet.
In die Hände des Menschen hast du gelegt,
was du mit Weisheit geschaffen,
doch in schmutzige Hände gefallen ist
deine Natur und übelst missbraucht.
Die Krone der Schöpfung sollte er sein,
dein Ebenbild Mensch,
behutsam und sorgend für alles,
was du ihm freigiebig anvertraut.
Doch eigensinnig und selbstverliebt
hat er missbraucht seine Freiheit,
mit dem Schicksal der Erde
spielte er leichtsinnig und frech.
Die Erde stöhnt,
es schmerzt sie die tief geschlagenen Wunden,
ausbeutend hat der Mensch sie
kalt-egoistisch gequält.
Es sterben zahllos kostbare Arten,
nie kehren sie wieder,
was du geschaffen,
vernichtet der Mensch.
Erbarme dich deiner Erde,
der schön geformten,
dem Tun deines Ebenbilds
fahr in die Parade mit Kraft.
Doch nicht alle üben Verrat
an deiner herrlichen Schöpfung.
Stärke die Mutigen und Widerständigen
in ihrem lauten Protest.
Dein Segen sein mit allen,
die ohne Aufsehen, doch konsequent,
nachhaltiger leben, die Welt bewahren,
da wo sie sind.
Denn auch den Kindern und Kindeskindern
soll es vergönnt sein,
zu staunen über den Reichtum
deiner vielfältigen Schöpfung.
Gepriesen bist Du Ewiger,
Schöpfer der Tage und Nächte,
erhalte die Welt
und den Menschen im Zaum.“
aus: SW, Erwarte von mir keine frommen Sprüche
Ungeschminkte Psalmen, Echterverlag 2022
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